Das Frischklebeverbot wird nun wahrscheinlich doch schon zum 1. September 2007 kommen!
www.tischtennis-inside.de: Dem Tischtennis steht eine technische Revolution unmittelbar bevor. Nach einer über ein Jahrzehnt dauernden Debatte beschließt der Rat der Direktoren des Weltverbandes ITTF am Freitag am Rande der WM voraussichtlich die Einführung des so genannten Frischklebe-Verbotes schon zum 1. September statt wie im Vorjahr beschlossen erst ein Jahr später.
Nachdem in Japan ein Hobby-Spieler durch die Verwendung der als gesundheitsgefährdend eingestuften "flüchtigen organischen Lösungsmittel" in den handelsüblichen Klebern für die Beläge einen allergischen Schock erlitten hatte und zur Behandlung im Krankenhaus mehrere Tage in ein Koma versetzt worden war, sieht ITTF-Präsident Adham Sharara keine Alternative zur faktischen Umsetzung des Verbots unmittelbar nach der WM: "Es wäre unverantwortlich, nicht zu reagieren."
Durch das Frischkleben "schwimmen" die Beläge auf den Hölzern, so dass beim Balltreffpunkt ein Katapulteffekt entsteht und die Spieler dem Zelluloid somit noch mehr Rotation verleihen können. Beim Klebe-Vorgang treten jedoch Gase aus, die zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen können. Vor diesem Hintergrund steht der Tischtennis-Sport auch durch die "Agenda 21" in der Umwelt-Charta des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die sämtliche Gefährdungen der Gesundheit durch die Ausübung eines olympischen Sports verbietet, unter Zugzwang.
Bei den Spielern löst die Aussicht auf eine massive Umstellung ihrer Spielweise ein geteiltes Echo aus. Europameister Timo Boll (Gönnern) plädiert weiterhin für ein Verbot erst nach Olympia 2008: "Die Vorbereitung auf Peking beginnt ja nicht erst nach der Sommerpause, sonder läuft schon längst. Das Verbot würde eine große Veränderung bedeuten." Sein Material-Ausrüster arbeitet zwar wie auch die meisten anderen Hersteller weltweit auch schon seit längerer Zeit an Ersatzlösungen und hat die Alternativen auch schon in seinem Sortiment, doch Erfahrungen besitzt Boll damit noch keine: "Ich habe das bisher nicht getestet."
Sein Doppel-Partner Christian Süß hingegen gehörte sogar zu den rund um den Globus nur sieben Spielern, die der ITTF schriftlich ihre Bereitschaft zum Umstieg auf unbedenkliche Mittel bestätigten. "Meine Versuche mit der neuen Technologie haben gezeigt, dass die neuen Kleber den bisherigen in ihrer Wirkung schon sehr nahe kommen."
Das ist auch Shararas allgemeiner Eindruck. "Bis auf einen Hersteller aus China haben mir alle Firmen bestätigt, dass das Verbot kommen kann. Außerdem haben inzwischen auch zuverlässige Kontrollgeräte, so dass wir unseren Beschluss von 2006 zur Verschiebung des Verbots auf 2008 wieder rückgängig machen können."
Negative Auswirkungen auf das Spiel erwartet der Kanadier nur in den ersten Wochen nach Inkrafttreten des Verbots. "Bei der Einführung des größeren Balles und der Zählweise bis elf haben zuerst auch viele Spieler geschimpft, inzwischen ist das kein Thema mehr, und Tischtennis bewegt sich auf dem höchsten Niveau aller Zeiten. So wird das auch beim Frischklebe-Verbot sein. Wir fallen für kurze Zeit vielleicht noch einmal um ein Jahr zurück, werden das aber wieder schnell aufgeholt haben", sagte Sharara in Kroatien.
An seinem unerschütterlichem Standpunkt lässt Sharara keinen Zweifel: "Das Schlimmste, was passieren kann, ist doch nur, dass Boll einen Topspin mehr ins Netz schlägt oder ein Wladimir Samsonow in der ersten Runde ausscheidet. In Zagreb ist aber auch ein Spieler wie der frühere Weltmeister Werner Schlager in der ersten Runde ausgeschieden. Die wahre Katastrophe dagegen wäre, wenn noch einmal etwas passiert und eine Verbindung zum Frischkleben nicht auszuschließen wäre. Das wäre bei der Abwägung der Risiken das falsche Risiko."
Beim Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) erwartet Präsident Thomas Weikert allerdings Probleme. "Grundsätzlich sind wir auch für das Verbot. Das Problem ist nur der entstandene Zickzack-Kurs. Ich sehe momentan große Schwierigkeiten, das Verbot in der Kürze der Zeit umzusetzen", meinte der Verbands-Chef mit Blick auf die noch nicht festgelegten Kontroll-Vorschriften. DTTB-Generalsekretär Matthias Vatheuer hatte jedoch bereits im WM-Vorfeld angedeutet, dass die Einhaltung des Verbots künftig ab Oberliga aufwärts verbindlich und in den unteren Klassen in Stichproben überprüft werden soll.
Was denn nu?
Ich habe mir gerade noch Kleber und Beläge besorgt. Soll ich mir die jetzt an die Tapete backen?
Grundsätzlich habe ich nichts gegen das Frischklebeverbot einzuwenden. Absolut daneben ist aber dieses hin und her!