Falscher Aufschlag - was nun???

[Matthias]

Hallo Sportkameraden!

Laut Regelwerk bedeuted ein falscher Aufschlag einen Punkt für den Gegner!
Ich habe in unseren Klassen allerdings noch nie erlebt, dass das auch umgesetzt wurde.
Auch ich fühle mich als Schiedrichter einer Partie sehr unwohl, wenn ich mir vorstelle bei einem falschen Aufschlag den Punkt gegen jemanden aus der gegnerischen Mannschaft zu werten.
In der Vergangenheit habe ich schon mal einen Spieler darauf hingewiesen - sein Aufschlag hat sich jedoch nicht verbessert - im Endeffekt wurde es toleriert...

Es geht mir nicht darum, ob der Ball 15 oder 16cm hoch geworfen wird oder ob die hand wirklich flach ist ... nur wenn der Ball kaum die Hand verlässt - also deutlich unter 10cm hoch geworfen wird - würde ich gerne die Regeln konsequent auslegen.

Was ist Eure Meinung dazu?

[hs]

Laut Regelwerk bedeuted ein falscher Aufschlag einen Punkt für den Gegner!
Ich habe in unseren Klassen allerdings noch nie erlebt, dass das auch umgesetzt wurde.
Auch ich fühle mich als Schiedrichter einer Partie sehr unwohl, wenn ich mir vorstelle bei einem falschen Aufschlag den Punkt gegen jemanden aus der gegnerischen Mannschaft zu werten.
In der Vergangenheit habe ich schon mal einen Spieler darauf hingewiesen - sein Aufschlag hat sich jedoch nicht verbessert - im Endeffekt wurde es toleriert...

Der Schiedsrichter hat dafuer zu sorgen, dass die Regeln eingehalten werden. Unterlaesst er das, dann entstuende demjenigen, der sich nicht an die Regeln haelt, ein Vorteil. In der Kreisklassen-Praxis kann man es durchaus so handhaben, dass man den Falschaufschlaeger einmal auf den Regelverstoss hinweist und im Wiederholungsfall dann die Aufschlagregel durchsetzt. Da muss man kein schlechtes Gewissen haben. Derjenige, der Regeln bricht, muss auch die Konsequenzen tragen.

[Cord]

Hallo Matthias,
das ist natürlich ein schweres Thema.

Man kann es aber auch einfach und kurz abhandeln: Einmal ermahnen und ab dem zweiten falschen Aufschlag abzählen! Man stellt schnell fest, dass es der Spieler auf einmal doch besser kann. Ggf. kann man sich das ermahnen auch sparen. Würde ich aber nicht.
Im Schüler-Bereich werden Aufschläge ja auch abgezählt - sonst stellt sich nämlich kein Lerneffekt ein. Warum sollte man es bei den Damen/Herren laxer behandeln?

Schwierig wird es erst dann, wenn man anfängt, einzelne Regelbrüche zu akzeptieren: z. B. ich akzeptiere, dass der Ball nach hinten statt gerade noch oben geworfen wird. Wenn dann der Spieler auch noch anfängt, zu niedrig hochzuwerfen, hat man auf einmal schlechte Karten: Der Aufschlag war vorher schon regelwidrig und ich habe es akzeptiert! Ab wann ist ein Aufschlag regelwidrig, wenn ich bereit bin, gewisse Nachlässigkeiten zu akzeptieren? Da kommt man schnell in den Bereich der Willkür... ("Den Barmer Aufschlag hast du nicht abgezählt, obwohl er nach hinten geworfen wurde. Aber den Badener Aufschlag zählst du ab, weil du ihn für verdeckt hieltest. Was für ein Schiedsrichter bist du eigentlich???")

Das Problem ist, dass viele auch gar nicht wissen, wie man einen Aufschlag durchzuführen hat und sich deshalb auch gar nicht an die Regeln halten können bzw. sie als Tischschiedsrichter nicht durchsetzen können. Aufschlag laut TTVN-Jahrbuch:

6 Der Aufschlag
6.1 Der Aufschlag beginnt damit, dass der Ball frei auf dem geöffneten Handteller der ruhig
gehaltenen freien Hand des Aufschlägers liegt.
6.2 Der Aufschläger wirft dann den Ball, ohne ihm dabei einen Effet zu versetzen, nahezu
senkrecht so hoch, dass er nach Verlassen des Handtellers der freien Hand mindestens
16 cm aufsteigt und dann herabfällt, ohne etwas zu berühren, bevor er geschlagen wird.
6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein
eigenes Spielfeld berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in das
Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt. Im Doppel muss der Ball zuerst die
rechte Spielfeldhälfte des Aufschlägers und dann die des Rückschlägers berühren
Seite 132 Tischtennisregeln A
6.4 Der Ball muss sich vom Beginn des Aufschlags bis er geschlagen wird oberhalb der Ebene
der Spielfläche und hinter der Grundlinie des Aufschlägers befinden und darf durch den
Aufschläger oder seinen Doppelpartner oder durch etwas, das sie an sich oder bei sich
tragen, für den Rückschläger nicht verdeckt werden.
6.5 Sobald der Ball hochgeworfen wurde, müssen der freie Arm und die freie Hand des
Aufschlägers aus dem Raum zwischen dem Ball und dem Netz entfernt werden.
Anm.: Dieser Raum wird definiert durch den Ball, das Netz und dessen imaginäre,
unbegrenzte Ausdehnung nach oben.
6.6 Es liegt in der Verantwortlichkeit des Spielers, so aufzuschlagen, dass der Schiedsrichter
oder der Schiedsrichter-Assistent sehen kann, ob der Aufschlag in allen Punkten der
Aufschlagregel entspricht.
6.6.1 Falls der Schiedsrichter Zweifel an der Zulässigkeit eines Aufschlages hat, kann er beim
ersten Vorkommnis dieser Art auf Let (Wiederholung) erkennen und den Aufschläger
verwarnen.
6.6.2 Bei jedem folgenden zweifelhaften Aufschlag dieses Spielers oder seines Doppelpartners
erhält der Rückschläger einen Punkt.
6.6.3 Verstößt der Aufschläger jedoch eindeutig gegen die Bestimmungen über einen korrekten
Aufschlag, so wird nicht verwarnt und der Rückschläger erhält den Punkt.
6.7 In Ausnahmefällen kann der Schiedsrichter die Erfordernisse für einen korrekten Aufschlag
lockern, wenn er überzeugt ist, dass ein Spieler sie wegen einer Körperbehinderung nicht
einhalten kann.

Das sind ganz schön viele Regeln. Aber ich finde, das meiste ist selbstverständlich!
Leider verstößt fast jeder Spieler mal gegen eine dieser Regeln, die meisten verstoßen dagegen aber unabsichtlich und sind wahrscheinlich auch dankbar, mal auf einen Fehler hingewiesen zu werden.

[tale0815]

wirklich sehr schweres Thema!

Wenn ich die Aufschlagregeln mal durchschaue, dann fällt mir eigentlich kaum ein Spieler ein- mich natürlich eingeschlossen-, der alle Regeln tatsächlich befolgt. Bei allen ist irgendetwas zu beanstanden.

Natürlich ist es absolut korrekt, die Regel so auszulegen und direkt die Punkte abzuzählen- trotzdem wird man dann der Paragraphen-Reiter sein... weil man die Regeln korrekt auslegt.

Vielleicht ein Beispiel, wie ich es handhabe: es geht ja eigentlich NUR um die Aufschläge, die man nicht annehmen kann- es beklagt sich keiner über einen falschen Aufschlag, dem man den Gegener um die Ohren pfeffert.
Bei Aufschlägen, die ich nicht annehmen kann, versuche ich mich dann darauf zu konzentrieren, das doch irgendwie auf die Reihe zu kriegen und nicht zu schauen, ob das Ding falsch ist.

Es gab bisher ein einziges Mal in meiner gesamten Ping Pong Laufbahn, das ich wirklich etwas gesagt habe- das war auf dem letzten Barmer Turnier gegen so einen Turnierhai- der trifft den Ball genau dann, wenn seine Hand alles verdeckt oder er deckt den Ball mit seinem Körper ab. Ich hatte den ersten Satz recht hoch verloren(weil ich nicht einen seiner Aufschläge retournieren konnte) und wies ihn dann Anfang des zweiten darauf hin- er wusste sofort um was es geht, will heißen, der macht es ganz bewusst so. Ab da habe ich jeden Aufschlag wiederholen lassen (nicht für mich gezählt), der nicht korrekt war.

Fazit: im Ligaspielbetrieb versuche ich das dann sportlich an der Platte direkt zu lösen und die Dinger so gut zu retounieren, das der Gegenüber so einen Aufschlag nicht wieder auspackt... das klappt manchmal, manchmal auch nicht... Man muss es halt selber wissen- aber man wird definitiv nicht eine ganze Liga bzw. viele Ligen umerziehen können...

[hs]

aber man wird definitiv nicht eine ganze Liga bzw. viele Ligen umerziehen können...

Ich denke nicht, dass das Ziel ist. Vielmehr geht es um krasse Regelverstoesse, die selbst ein Hobbyschiedsrichter erkennt. In solchen Faellen muss der Schiedsrichter eingreifen, damit die Chancengleichheit und die Sportlichkeit gewahrt bleiben.

[Nils]

Hm....ich kenne da auch mindestens einen Spieler, der die Aufschläge falsch macht und dadurch Vorteile hat. Dann sehe ich wie mein Mannschaftskollege aufschlägt und sehe auch falsche Aufschläge. Allerdings hat er keinen Vorteil dadurch, er kann es einfach nicht besser.

Was soll ich als Schiri jetzt machen?

Ich kann sicher nicht dem einen die Aufschläge abziehen und dem anderen nicht .
Wenn man jetzt konsequent zählen würde, würde man das ganze Spiel kaputt machen und sich einen neuen Ruf im Kreis verschaffen.
Es tut aber schon weh wenn man sich angucken muss wie ein Spieler durch falsche Aufschläge, direkte oder unmittelbare Punkte macht .

(Hab' das Thema mal von der Kreisliga abgeteilt)

[hs]

Hm....ich kenne da auch mindestens einen Spieler, der die Aufschläge falsch macht und dadurch Vorteile hat. Dann sehe ich wie mein Mannschaftskollege aufschlägt und sehe auch falsche Aufschläge. Allerdings hat er keinen Vorteil dadurch, er kann es einfach nicht besser.

Was soll ich als Schiri jetzt machen?

Deinen Job. Ein Schiedsrichter hat neutral zu sein und muss auf Regelverstoesse reagieren, egal, wer sie begeht. Und nein, dadurch wird der Sport nicht kaputt gemacht. Im Gegenteil. Wenn regelwidriges Verhalten folgenlos bleibt, dann werden unsportliche Gesellen in ihrem Tun bestaerkt. Also, nicht die Schiedsrichter, die offensichtliche Regelverstoesse sanktionieren, machen den Sport kaputt, sondern Leute, die meinen, sich nicht an Regeln halten zu muessen.

[Nils]

Zählst du falsche Aufschläge ab?
Unsere Mannschaften haben schon oft gegeneinander gespielt, du hast aber nie Aufschläge moniert. Zumindest der ein oder andere ehemalige Spieler von uns, hat grenzwertige Aufschläge gemacht. Entweder hast du diese Spiele nie gezählt oder du hast Gnade vor Recht ergehen lassen?

Ich finde es absolut OK wenn wenn man mit etwas Fingerspitzengefühl zählt und nicht gleich jede Kleinigkeit moniert. Wenn du das willst, komme ich sonst mal mit Zollstock, Thermometer, Luxmeter, usw. zu euch und mach' erst mal ein paar Messungen .

Und doch:

Und nein, dadurch wird der Sport nicht kaputt gemacht.

Wenn du dich streng an die Regeln hältst, machst du den TT-Sport damit kaputt.

LG
Nils