Hallo Matthias,
das ist natürlich ein schweres Thema.
Man kann es aber auch einfach und kurz abhandeln: Einmal ermahnen und ab dem zweiten falschen Aufschlag abzählen! Man stellt schnell fest, dass es der Spieler auf einmal doch besser kann. Ggf. kann man sich das ermahnen auch sparen. Würde ich aber nicht.
Im Schüler-Bereich werden Aufschläge ja auch abgezählt - sonst stellt sich nämlich kein Lerneffekt ein. Warum sollte man es bei den Damen/Herren laxer behandeln?
Schwierig wird es erst dann, wenn man anfängt, einzelne Regelbrüche zu akzeptieren: z. B. ich akzeptiere, dass der Ball nach hinten statt gerade noch oben geworfen wird. Wenn dann der Spieler auch noch anfängt, zu niedrig hochzuwerfen, hat man auf einmal schlechte Karten: Der Aufschlag war vorher schon regelwidrig und ich habe es akzeptiert! Ab wann ist ein Aufschlag regelwidrig, wenn ich bereit bin, gewisse Nachlässigkeiten zu akzeptieren? Da kommt man schnell in den Bereich der Willkür... ("Den Barmer Aufschlag hast du nicht abgezählt, obwohl er nach hinten geworfen wurde. Aber den Badener Aufschlag zählst du ab, weil du ihn für verdeckt hieltest. Was für ein Schiedsrichter bist du eigentlich???")
Das Problem ist, dass viele auch gar nicht wissen, wie man einen Aufschlag durchzuführen hat und sich deshalb auch gar nicht an die Regeln halten können bzw. sie als Tischschiedsrichter nicht durchsetzen können. Aufschlag laut TTVN-Jahrbuch:
6 Der Aufschlag
6.1 Der Aufschlag beginnt damit, dass der Ball frei auf dem geöffneten Handteller der ruhig
gehaltenen freien Hand des Aufschlägers liegt.
6.2 Der Aufschläger wirft dann den Ball, ohne ihm dabei einen Effet zu versetzen, nahezu
senkrecht so hoch, dass er nach Verlassen des Handtellers der freien Hand mindestens
16 cm aufsteigt und dann herabfällt, ohne etwas zu berühren, bevor er geschlagen wird.
6.3 Wenn der Ball herabfällt, muss der Aufschläger ihn so schlagen, dass er zunächst sein
eigenes Spielfeld berührt und dann über die Netzgarnitur oder um sie herum direkt in das
Spielfeld des Rückschlägers springt oder es berührt. Im Doppel muss der Ball zuerst die
rechte Spielfeldhälfte des Aufschlägers und dann die des Rückschlägers berühren
Seite 132 Tischtennisregeln A
6.4 Der Ball muss sich vom Beginn des Aufschlags bis er geschlagen wird oberhalb der Ebene
der Spielfläche und hinter der Grundlinie des Aufschlägers befinden und darf durch den
Aufschläger oder seinen Doppelpartner oder durch etwas, das sie an sich oder bei sich
tragen, für den Rückschläger nicht verdeckt werden.
6.5 Sobald der Ball hochgeworfen wurde, müssen der freie Arm und die freie Hand des
Aufschlägers aus dem Raum zwischen dem Ball und dem Netz entfernt werden.
Anm.: Dieser Raum wird definiert durch den Ball, das Netz und dessen imaginäre,
unbegrenzte Ausdehnung nach oben.
6.6 Es liegt in der Verantwortlichkeit des Spielers, so aufzuschlagen, dass der Schiedsrichter
oder der Schiedsrichter-Assistent sehen kann, ob der Aufschlag in allen Punkten der
Aufschlagregel entspricht.
6.6.1 Falls der Schiedsrichter Zweifel an der Zulässigkeit eines Aufschlages hat, kann er beim
ersten Vorkommnis dieser Art auf Let (Wiederholung) erkennen und den Aufschläger
verwarnen.
6.6.2 Bei jedem folgenden zweifelhaften Aufschlag dieses Spielers oder seines Doppelpartners
erhält der Rückschläger einen Punkt.
6.6.3 Verstößt der Aufschläger jedoch eindeutig gegen die Bestimmungen über einen korrekten
Aufschlag, so wird nicht verwarnt und der Rückschläger erhält den Punkt.
6.7 In Ausnahmefällen kann der Schiedsrichter die Erfordernisse für einen korrekten Aufschlag
lockern, wenn er überzeugt ist, dass ein Spieler sie wegen einer Körperbehinderung nicht
einhalten kann.
Das sind ganz schön viele Regeln. Aber ich finde, das meiste ist selbstverständlich!
Leider verstößt fast jeder Spieler mal gegen eine dieser Regeln, die meisten verstoßen dagegen aber unabsichtlich und sind wahrscheinlich auch dankbar, mal auf einen Fehler hingewiesen zu werden.